Station 1: Burgruine Merenberg
Wir kommen aus dem Wald und vor uns erstreckt sich eine lange gerade Straße.
Jetzt kann man sie schon sehen. Die Burgruine Merenberg.
Noch einmal links abbiegen und wir sind da. Naja fast. Die Einfahrt zum Parkplatz hatten wir irgendwie verpasst und das Navi leitet uns in ein steiles enges Gässchen. Es ist die Schloßstraße.
Ich muss sagen, der ungewollte Umweg hat sich gelohnt. Während mein Freund das Auto durch die kleinen gewundenen Straßen manövriert, kann ich die uralten (Fachwerk-)Häuser, Mauern und Gärten bewundern.
Zu Fuß ist das sicherlich auch einen Abstecher wert und für uns war es schon eine schöne Einstimmung auf die Burgruine.
Es gibt einen kostenfreien Parkplatz unterhalb der Burg.
Von dort aus geht es moderat nach oben. Auf dem Weg zur Ruine laden Bänke zum Verweilen ein. Wir sind aber ja noch fit und machen uns direkt auf den Weg nach oben.
Bald sieht man märchenhaft bewachsene Mauerreste. Unterhalb der alten Mauern, werde ich auf eine Pflanze aufmerksam, die ich so bei uns noch nicht gesehen habe.

Die Königskerze
Wie passend am Fuße einer Burgruine.
Sie fällt durch ihre Größe und ihre wollig filzigen Blätter auf.
Wenn sie von Juli bis September blüht, trägt sie goldgelbe Blüten.
Ihre Blüten haben eine anerkannte Heilwirkungen bei Atemwegserkrankungen mit Verschleimung. Ein Tee aus getrockneten Blüten kann schleimlösend und reizmildernd wirken.
Im Mittelalter tauchte man ihren Blütenstand in Öl und zündete ihn an. So wurde sie wie eine Fackel genutzt.
Sie gilt als das Zepter der Mutter Gottes. Allerdings wurde sie früher auch schon in keltischen Ritualen genutzt und findet auch heute noch im Brauchtum Verwendung.
Auf seelischer Ebene soll sie das Selbstvertrauen stärken, neue Kraft verleihen und Klarheit in undurchsichtige Situationen bringen.
Wie ein Licht am Ende des Tunnels, steht die Königskerze bereit uns aus dem Dunkel zu führen, gestärkt und voller Vertrauen zurück zu dem majestätischen Licht in uns selbst.
Wir laufen den geschotterten Weg weiter und erreichen die erste Plattform.
Rechts von uns stehen die restaurierten Mauerreste und bieten dahinter einen schönen Weitblick über Merenberg und die angrenzenden Wiesen und Wälder.
Auf unserer Linken ragt der Bergfried weit nach oben.
Es gibt eine zugegebener Maßen sehr ramponierte Sitzgruppe und auch sonst sollte man, besonders wenn man mit Hund oder Barfußschuhen unterwegs ist, auf herumliegende Scherben achten.
Dafür liegt hinter der Sitzgruppe eine schön bewachsene Mauer, auf der mich die nächste Pflanze gefangen nimmt.

Der Natternkopf
Als zuerst begegnen wir einer Königin und dann einer Schlange… Was uns das wohl sagen will?
Von Mai bis Juli ziehen diese intensiv lilanen Blüten die Blicke aufmerksamer Menschen auf sich.
In der Pflanzenheilkunde ist sie eine eher unbekannte Pflanze, die in ihrer Wirkung dem Borretsch und Beinwell ähnelt.
Sie soll bei Quetschungen und Prellungen helfen, sowie die Wundheilung unterstützen und gereizte Haut beruhigen.
Ihre Wurzeln dienten früher als rotes Färbemittel.
Ihren Namen verdankt sie ihrem Aussehen, das einer Natter mit weit geöffneten Maul und rausgestreckter Zunge ähnelt.
Und wenn wir mal ehrlich sind, hört ihr sie nicht auch zischen?
Okay, okay… Weiter gehts!
Eine große Infotafel informiert über den geschichtlichen Werdegang der Burg Merenberg und zeigt ihren ehemaligen Umriss.

Geschichtliches
Aus welchem Jahr die Burg stammt ist bis heute nicht eindeutig bekannt. Erste schriftliche Erwähnung fand sie 1594.
Man nimmt allerdings an, dass sie um das Jahr 1129 (erste Urkunde Merenbergs) von Hartrad I. erbaut wurde um das Wegenetz von Lahn, Gleiberg und dem Kloster Schiffenberg zu bewachen.
Schon 1594 scheint die Burg in keinem guten Zustand mehr gewesen zu sein und sollte daher laut einem Eintrag von 1617 abgerissen werden.
Dies geschah aber wie wir heute sehen können nicht.
Seit einem Erlass von 1816 wird die Burgruine erhalten und geschützt. Seit dem finden regelmäßige Überprüfungen sowie Wiederaufbau- und Nachbesserungsarbeiten statt.
Erhalten und zu sehen sind der 22 m hohe Bergfried, eine Ecke des ehemals dreistöckigen Palas, sowie einige Außen – und Kellerräume.
Bild: Bergfried der Burgruine Merenberg (Arne Diegmann)
Das Hinweisschild unterhalb des Turms verrät uns, das es einen Schlüssel zum Bergfried gibt, den man sich im Gemeindebüro Merenbergs abholen kann.
Zu bestimmten Zeiten wohlgemerkt. Leider haben wir die aber verpasst.
Wir gehen erstmal an dem Turm vorbei in Richtung der Ruine des ehemaligen Palas. Dahinter befindet sich ein Stück Außenmauer, an der man hochsteigen und den schönen Weitblick genießen kann.
Also dort einen Augenblick verweilen und dann wieder zurück zum Turm.
Den wollen wir uns dann doch ein bisschen genauer anschauen.
Und siehe da… Keine Tür vorhanden. Wo keine Tür ist das braucht man auch keinen Schlüssel!
Hier scheint wohl zur Zeit einiges im Argen.
Auf dem Boden finden wir einen dreckigen Hinweiszettel:
Betreten auf eigene Gefahr.
Am Grund des Turms liegt einiges an Schutt und Müll, nach oben windet sich eine steile Wendeltreppe.
Nichts für unseren Hund. Das Risiko muss man nicht eingehen.
Ich warte erstmal unten im Schatten des Turms, zusammen mit meinem Hund ausgestreckt im Gras liegend (nach einem prüfenden Blick auf eventuelle Scherben).

Nach einer Weile kommt mein Freund zurück und ich wage mich an den Aufstieg. Wenn auch recht steil bietet das Geländer einen guten und vertrauenswürdigen Halt. Allerdings liegen hier auch Scherben und Müll…
Sehr schade, einen solchen Ort so behandeln.
Kleine Scharten laden zu einem schönen Ausblick ein.

Oben angekommen erwartet mich ein toller Rundumblick und kräftiger Wind. Der Aufstieg hat sich gelohnt.
Ich möchte meine zwei Begleiter aber nicht so lange warten lassen und mache mich wieder an den Abstieg. Aber nicht ohne noch einmal im Turm nach ganz unten zu schauen. Ich liebe das Schneckenmuster von Wendeltreppen.
Todesmutig wird schnell noch ein Bild geknipst.

Es wird Zeit sich auf den Rückweg zu machen. Schließlich haben wir heute noch mehr vor.
Wir nehmen den Weg auf der anderen Seite der Burg abwärts. Ein schöner kleiner Pfad, leicht zugewachsen mit allerlei Blumen und Kräutern. Richtig schön wild.
Über diesen Pfad gelangen wir wieder auf den Hauptweg der uns langsam bergab zurück zum Parkplatz führt. Bevor wir dort ankommen macht eine Schönheit auf sich aufmerksam. Beim Hinweg hatte ich sie schon bemerkt, aber jetzt will sie genauer betrachtet werden.

Die Hunds-Rose
Den meisten ist wohl eher ihre Frucht, die sich ab dem Herbst zeigt, bekannt. Die kleine rote Hagebutte mit ihrem gefürchteten Juckpulver.
Die zart rosa Blüten fallen mir heute das erste Mal richtig auf und viele noch geschlossene Köpfchen zeigen mir, das sie wohl auch noch nicht lange blüht. Sie strahlen eine unglaubliche Sanftheit aber gleichzeitig auch Lebendigkeit aus.
Man möchte ewig stehen bleiben und sie bewundern.
Aber sie besticht nicht nur durch ihre Schönheit. In der Pflanzenheilkunde und Volksmedizin hat sie einen festen Platz. Ihre Früchte, die Hagebutten, sind wahre Vitamin-Bomben und beugen so gerade in den fiesen Wintermonaten Erkältungen vor. Zudem soll sie bei Gelenkerkrankungen Linderung schaffen.

Für die alten Germanen war die Hundsrose das Symbol für die weiterlebende Seele.
Sie steht für den ewigen Kreislauf des Lebens und Vergehens.
Ihre Früchte überstehen den Winter und bleiben bis zum Frühjahr, dem neuen Leben, am Strauch.
Sie war der (unter anderem) Liebesgöttin Freya, der Beschützerin des Lebens und der Geburt, geweiht.
Durch, die sie schützenden Dornen und ihre später Früchte tragenden Blüten symbolisiert sie die Verbindung von männlicher und weiblicher Energie.
Mit ihrer Farbe, Form und einfachen Schönheit öffnet sie das Herz.
Ich könnte stundenlang vor der Hundsrose stehen und im Anblick ihrer wunderschönen Blüten und Knospen versinken. Gerade zur Zeit blüht sie so kraftvoll.
Aber es ist Zeit weiter zugehen. Zum Glück begleitet uns diese tolle Rosen die ganze nächste Wanderung lang. Überall hat sie ein Plätzchen gefunden und blüht unermüdlich um auch ja von jedem gesehen zu werden, Herzen zu öffnen und die Welt mit Liebe zu fluten.
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