Das Ritual der Morgen-Seiten
Seit einigen Wochen nehme ich mir morgens direkt nach dem Aufstehen ein großes Glas Wasser, Block und Stift zur Hand und schreibe.
30 Minuten sind es und 3 Seiten sollen es werden.
So sagt es zumindest das Lehrbuch. Meist funktioniert das auch mit den 3 Seiten und den 30 Minuten. Nur an manchen Tagen da reicht es nicht. Weder die 30 Minuten noch die 3 Seiten.
So ein Tag war auch der fünfundzwanzigste Oktober.
Willkommen Kapitän Nemo und Hallo Gepetto!
Wenn ich nicht weiß was ich morgens schreiben soll, beginne ich meist damit aufzuschreiben wie ich mich fühle. So auch an diesem Morgen.
Ich fühlte mich sehr leer und verband das direkt mit dem Gefühl von Unsicherheit, Verloren sein und Haltlosigkeit.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich zutreffend ist.
Meine Erfahrung sagt mir vielleicht das diese Leere oft eine Folge oder ein Vorbote dieser Gefühle ist. Aber ist das immer so? Stimmt das?
Nur ein leeres Glas kann gefüllt werden. Was leer ist, kann gefüllt werden. Was schon voll ist wird allenfalls überlaufen. Etwas das leer ist, hat nichts was es belastet oder erdrückt.
Nun aber die Leere selbst kann sich sehr wohl erdrückend anfühlen.
Die gähnende Leere.
Wie ein zahnloses, riesiges Raubtier, ein Wal vielleicht, der einen mit unwiderstehlicher Kraft in sein dunkles Maul zieht. Einsaugt. Ein Sog. Tief und dunkel.
Willkommen Kapitän Nemo und Hallo Gepetto, Vater des Holzpüppchens mit Lügennase, Pinocchio.
Alle drei vom Walfisch verschluckt.
Gepetto und Pinocchio kamen wieder frei. Konnten der Leere, der Tiefe und der Dunkelheit entkommen. Wie? Das weiß ich nicht mehr.
Und Kapitän Nemo? Bei dem bin ich mir nicht mal sicher ob er überhaupt im Walbauch landete.

20.000 Meilen unter dem Meer
Hinab in die Tiefe.
Zwanzigtausend Meilen unter das Meer.
Auf in die Dunkelheit. In die Stille. In die Leere.
Wo oben noch die Wellen schlagen, Stürme toben, Schiffe das Meer zerteilen, Menschen planschen und Fische ihre Kreise ziehen, die Unruhe und die Bewegung wohnt, regiert hier unten die Stille, die Dunkelheit und die Bewegungslosigkeit.
Der Druck von tausenden Tonnen Wasser lastet hier auf jeder Zelle. Man meint hier unten kann nichts existieren.
Hier müsste es wirklich leer sein. Gähnend leer.
Nur hier ist es genauso wenig leer, wie im Bauch des Wals, als Pinocchio ganz überraschend seinen Vater dort fand.
Doch der Druck und das Gewicht des Wassers sind hier unten so groß, dass man meint alles würde von dieser Kraft komprimiert und sofort zum Grund gedrückt um dort zerdrückt, regelrecht zerstört zu werden. Als würde es zum Grund selbst werden.
Unbeweglich, auf sein kleinstes begrenzt, ohne Luft zum Atmen auf dem Grund eines tiefen, lichtlosen Meeres festgehalten.
Ihm einverleibt.

Druck und Gegendruck
Doch irgendwie verhält es sich hier am Meeresgrund ganz anders.
Man weiß hier leben Wesen. Fische und andere kleine Lebewesen. Kleine und Große. Bekannte und Unbekannte.
Und sie müssen nicht mühselig, flach auf den Boden gedrückt, am Grund entlang kriechen. Um Luft ringend nur schleppend vorankommend.
Das tonnenschwere Wasser hat sie nicht zerquetscht.
Sie schwimmen.
Pfeilschnell können sie durchs Wasser schießen, mühelos wie die Fische 20.000 Meilen weit über ihnen gleiten sie durch ihr Element.
Als wäre es nicht schwer.
Als würde es nicht drücken, dieses Wasser.
Selbst von der tiefsten Tiefe werden sie weder gelähmt noch zerstört.
Sie schwimmen und sie leben. Atmen auf ihre Weise. Eine Weise die uns umgeben von Luft und Licht unbekannt ist.
Diese gähnende Leere ist also schonmal nicht leer und lebensfeindlich, nicht per se zerstörerisch oder erdrückend.
Hier findet eine andere Art von Leben statt.
Man sagt diese Tiefseelebewesen setzen dem Wasserdruck ihren eigenen Druck entgegen, den sie in ihrem Inneren erzeugen, der dort wohnt.
Sie haben etwas in sich selbst gefunden, aufgebaut, erhalten und zu nutzen gewusst, das sie hier unten in der Tiefe leben lässt.
Einen inneren Druck der den äußeren Druck ausgleicht, sodass das Lebewesen in Harmonie und Balance mit seinen scheinbar widrigen Lebensbedingungen in Einklang leben kann.
Es hat sich angepasst.
Nur unter Druck entstehen Diamanten.
Physikalisches Prinzip

Die innere Zeit
Es gibt noch andere Dinge, die an diesen Lebewesen anders und faszinierend sind.
Sie haben meist keine Augen. Oder zumindest nicht solche wie wir sie kennen.
Und wir selbst stellten ja auch schon fest, das diese gähnende Leere nicht nur scheinbar erdrückend sondern auch dunkel ist.
Hier am Grund des Meeres scheint keine Sonne, verirrt sich kein Lichtstrahl. Hier gibt es weder Tag noch Nacht.
Wie im Bauch des Walfischs ist es dunkel.
Dunkel und zeitlos.
Tage, Nächte, Monate, Jahreszeiten scheint es nicht zu geben.
Absolute Zeitlosigkeit in dieser gähnenden Leere.
Kein Licht, keine Sonne als Taktgeber. Kaum vorstellbar.
Doch auch hier muss es eine Art von Zeit geben und die gibt es auch. Das Leben hier unten muss ruhen, fressen und für Nachwuchs sorgen. Und das tut es auch.
Nur lässt es sich dafür von Außen keine Zeit vorgeben. Kein Licht kann es hier leiten und einen Anhaltspunkt bieten.
Das Leben hier unten vertraut auf sich selbst, seine inneren Instinkte, seine innere Uhr.
Wie ein innere Kompass leitet es das Leben durch die gähnende Leere hier am Grund des Meeres.
Die Zeit ist im Innen, in ihm drin.
Es orientiert sich an sich selbst, agiert aus sich selbst.
Augenlicht
Die Augen dieser Lebewesen sind außen nicht sichtbar, denn hier scheint kein Licht. Die Augen sind nach Innen gerichtet, schauen auf den inneren Kompass, das eigene innere Licht.
Man könnte jetzt denken, dass das Leben hier unten am Meeresgrund einsam und in sich gekehrt ist. Abgeschlossen ist und im Außen nichts wahrnehmen kann.
Doch das kann nicht sein.
Denn das Leben dort ernährt und vermehrt sich.
Wenn es nichts sehen kann, verlässt es sich wohl noch auf andere Sinne.
Ich weiß nicht ob es am Meeresgrund, in der gähnenden Leere etwas zu hören, zu riechen oder zu schmecken gibt. Das scheint schwer vorstellbar.
Also wird das Leben hier fühlen müssen um an seiner Umwelt teilzuhaben.
Jede kleinste Vibration und Schwingung wird aufgenommen und setzt sich zu immer neuen Bildern und Welten zusammen. Das Leben hier lauscht auf sein Gefühl, nimmt es wahr in seiner Ganzheit um so seine Außenwelt wahrzunehmen und mit ihr zu agieren.
Hier im Dunkeln zählt kein Augenlicht, die äußere Erscheinungsform erlischt.
Übrig bleibt was fühlbar ist, was schwingt, vibriert, Energie sendet und empfängt.
Der innere Kompass, die innere Uhr, das innere Licht und die Fähigkeit zu fühlen, wahrzunehmen, zu ,,lauschen“ dominieren hier das Leben und machen es so erst möglich.
Hier am Grund des Meeres, in der gähnenden lichtlosen Leere.

Unsichtbar
Wo kein Licht ist, ist auch keine Farbe. Das Licht transportiert die Farbe und malt unsere Welt über der Wasseroberfläche bunt.
Hier unten ist kein Licht und auch kein Auge, das diese Farbe sehen könnte.
Durch die Abwesenheit von Licht und Farbe ist auch das Leben hier unten am Grund des Meeres meist farblos. Nicht nur farblos, sondern oft transparent, durchscheinend.
Man könnte meinen es löse sich auf. Ginge verloren, verliere sich in der großen gähnenden Leere.
Doch das tut es nicht.
Es fühlt sich noch.
Der hohe Druck des Wasser erinnert es an seine stabile Form.
Durch die scheinbare Abwesenheit des Außen wurde das Innen stärker und stärker um sich nicht in der gähnenden Leere zu verlieren. Es richtete seine Augen nach Innen, vertraute auf sich selbst, den inneren Kompass, die innere Uhr, das innere Licht, das Fühlen, die Schwingungen, die Vibration und Energie.
In Abwesenheit des Lichts wurde es zwar durchscheinender, aber es wurde auch stabiler, fand seine Form, seine ureigene Form.
Erkannte sich selbst.
Kommst du mit in die Leere? Lässt du dich zum Grund sinken?
Auch wenn die Leere sich zunächst nach Dunkelheit, Unsicherheit, Haltlosigkeit, Verloren Sein anfühlt, so gibt sie uns doch ein Geschenk.
Wir dürfen erkennen, dass diese Leere niemals leer ist.
Vielleicht zeigt sich uns hier zunächst kein Licht und unsere Augen finden keinen Halt.
Wir können nun in Panik geraten und im ersten Gefühl des Verloren Seins ertrinken.
Oder aber wir lauschen. Lauschen auf die Dunkelheit, die scheinbar gähnende Leere. Lassen uns ganz auf den Grund sinken.
Richten unsere Augen nach Innen und finden dort unser inneres Licht, unseren Kompass und innere Uhr.
Hier können wir all das in Ruhe, im Schutze der gähnenden Leere und Dunkelheit erforschen und erfahren. Austesten und erweitern.
Unsere Augen scheinen hier nutzlos. Bieten keinerlei Orientierung.
Wir müssen fühlen und wahrnehmen. Still werden und lauschen.
Hier unten in der Dunkelheit, in der Leere, am Grund unseres eigenen Meeres können wir uns erfahren, finden und wahrhaft erkennen.
Nimm all deinen Mut und tauche hinab, folge den Walen und Quallen, lass dich sinken in deine Leere und Dunkelheit um dich selbst zu erkennen.
Verweile und komme dann zurück angefüllt mit all den Diamanten, die du am Grund deines Meeres finden konntest.
In der Dunkelheit wird das Licht geboren.
Autor unbekannt


Krafttier Wal
Rückverbindung. Verankere dich in dir.
Dein Zuhause ist in dir selbst. Finde es.
In dir findest du alles was du brauchst um Heilung, Weisheit, Kraft, Liebe und Geborgenheit zu erfahren.
,,Ziehe dich zurück in den Bauch des Wales, und lasse Wandlung geschehen. Sie braucht ihre vorbestimmte Zeit. In der Stille wirst du merken, wie das Feld dich trägt und alles zur rechten Zeit am rechten Ort geschieht.“
In Anlehnung an das Krafttier Orakel von Jeanne Ruland.